von Elke Zimmer
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19. April 2022
»Mögen hätt´ ich schon wollen, aber dürfen habe ich mich nicht getraut« (Karl Valentin). Wer mit Belastungen und ihren Folgen besser umzugehen lernen möchte, darf sich mit Genuss auseinandersetzen. Das ist doch eine Ansage! Gerade nach langen krankheitsbedingten Auszeiten wird die Angst vor zu großen Belastungen im Beruf immer wieder von meinen Coachees thematisiert. Auch wenn die Unterstützung durch den Arbeitgeber bezüglich der Erkrankung und Behandlung (u. a. Flexibilität bei der Arbeit, Gespräche über Möglichkeiten, wie die Arbeit fortgeführt werden kann) wahrgenommen und durch beispielsweise flexible Arbeitsbedingungen flankiert wird, stehen meine Coachees vor zahlreichen Herausforderungen. Eine Herausforderung liegt darin, bewusst wahrzunehmen, wann eine Erholungseinheit nötig ist und diese Auszeit dann so zu gestalten, dass sie uns das gibt, was wir gerade brauchen. An dieser Stelle kommt der Genuss ins Spiel. Genuss darf ein Ort der Erholung, Entspannung und Muße sein und es ist dabei unerheblich, um welche Genuss-Aktivität es sich handelt. Hauptsache ist, dass aktiv und bewusst erlebt und genossen wird, im Hier und Jetzt. Nehmen Sie sich Zeit für die folgenden 8 Gebote des Genießens. Genießen absolut erlaubt! 1. Gönne dir Genuss! Sich etwas Gutes zu tun, ist für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit. Viele haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich selbst einmal etwas gönnen. Bei Menschen mit oder nach einer lebensbedrohenden Erkrankung können auch die äußeren Rahmenbedingungen der Krankheit und der Therapie die Genussfähigkeit einschränken. Diese inneren und äußeren Barrieren gilt es zu durchbrechen und sich schöne Erlebnisse bewusst zu gönnen. 2. Nimm dir Zeit zum Genießen! Genuss und Zeitdruck schließen sich aus. Dennoch braucht es zum Genießen nicht viel Zeit. Viele wertvolle Augenblicke verstreichen im Alltagsleben, ohne dass man besonders auf sie achtet. Dabei kann die Schärfung der Wahrnehmung für solche Augenblicke eine wichtige aktive Strategie zur Veränderung sein. 3. Genieße bewusst! Genuss geht nicht nebenbei. Auch das ständige Denken an zukünftige oder zurückliegende Aufgaben verstellt oft den Blick für das Angenehme. Genuss findet in der Gegenwart statt. 4. Schule deine Sinne für Genuss! Genießen kann man mit allen Sinnen. Dabei ist es wichtig zu lernen, seine eigenen Sinne zu schärfen, um die Schönheit des Alltags zu erkennen. So können Wege zu einer veränderten Wahrnehmung erfahren werden. 5. Genieße auf deine eigene Art! Geschmäcker sind verschieden! So ist auch Genuss für jeden Menschen anders definiert. Es kommt nun darauf an, in sich hineinzuhören und herauszufinden, was einem wann gut tut und - genauso wichtig - was nicht. 6. Genieße lieber wenig, aber richtig! Weniger ist mehr! Das gilt auch für das Genießen. Wer sich zu viel von etwas gönnt, weiß es häufig nicht mehr zu schätzen. Menschen mit oder nach Krebs können nicht immer aus dem Vollen schöpfen und müssen vielleicht lernen mit eingeschränkten Möglichkeiten zu leben. Umso wichtiger ist die Erfahrung, dass es zum Genießen oft nicht viel braucht und eine Konzentration auf Weniges oft mehr ist. 7. Überlasse deinen Genuss nicht dem Zufall! Eine Redensart besagt, dass man die Feste feiern soll, wie sie fallen. Das Zufällige, Spontane, Unerwartete bringt häufig einen ganz besonderen Genuss. Es kann aber auch wichtig und vielleicht sogar notwendig sein, den Genuss im Alltag bewusst zu planen und nicht dem Zufall zu überlassen. Sich konkrete Dinge vorzunehmen, wie Freunde zu treffen und sich seinen Hobbys zu widmen, und dafür Zeit einzuplanen, führt dazu, dass Sie sich schon länger vorher darauf freuen können. 8. Genieße die kleinen Dinge des Alltags! Genuss ist nicht unbedingt mit Außergewöhnlichem verbunden. Nicht wenige Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das große vergebens warten. Vielmehr geht es darum, Genuss im normalen Alltag zu finden, in den kleinen Begegnungen und Begebenheiten, die häufig gar nicht auffallen, sei es durch Beobachtungen in der Natur, dem kurzen Gespräch mit der Nachbarin oder dem Sonnenschein nach einem Regentag. In Anlehnung an Kaluza aus Kaluza, G. (2011). Stressbewältigung. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag.